Von Chinesischen Schulen lernen heißt Büffeln lernen…

SuS der FOS und BFF und SuS der Juizhong Senior Middle School tauschen sich aus

…aber wollen wir das?

 

Als deutscher Lehrer eine Schule in China zu besuchen und dort Schulalltag erleben zu können – das ist doch ‘was. Volker Rossbach hatte die Gelegenheit während seiner Chinareise die Juizhong Senior Middle School in Jiuquan in der ersten Januarwoche 2016 kennenzulernen. Jiuquan liegt knapp 2.000 km westlich von Peking in der nordchinesischen Provinz Gansu, die rund eine Million Einwohner hat.

Für einen Pädagogen ist es mit dem Besuch alleine natürlich nicht getan: Im Rahmen der Unterrichtsreihe „Globalisierung“ hat Rossbach zusammen mit Kollegin Doris Gerke in den Klassen 11FOa1, 11FOa2, 11FOa6, 11FOa8, 12FOa6, 12FOa8 und 11BFF der Schulze-Delitzsch-Schule ein Projekt aufgesetzt, bei dem die Schülerinnen und Schüler (SuS) in Briefen ihren Schulalltag schilderten und Fragen zum Chinesischen Schulsystem stellten.

Bild Chinesische Schulklasse

100 Briefe nach China:

So präpariert konnte Rossbach die vielen in den Briefen verfassten Fragen übergeben, nahm an einer Englisch AG von SuS der Klassen 10 („Oral Speaking“) teil und hatte die Gelegenheit, während eines Schullei­tungsempfangs chinesische Lehrerkollegen zu treffen.

Eine Senior Middle School ist Teil des viergliedrigen Schulsystems in China. Die allgemeine Schulpflicht, der die Vorschule vorgelagert ist, beträgt neun Jahre. Die 1. – 6. Klasse ist die für alle Schüler einheitliche Grundschule (Elementary School), die 7. – 9. Klasse ist die Unterstufe der Mittelschule (Junior High School). Nach neun Schuljahren können Schüler die Oberstufe der Mittelschule (Senior High School) besuchen, was ihnen nach Bestehen einer 2-tägigen Aufnahmeprüfung, dem Gaokao, den Zugang zur Universität ermöglicht. Oder sie gehen auf eine dreijährige Berufsmittelschule, an der sie auf ihren späteren Beruf vorbereitet werden. Nach er­folgreichem Abschluss der Berufsmittelschule kann man ein College besuchen, um anschließend auf eine Fach­hochschule zu gelangen. Parallel zur Universität oder auch ihr angeschlossen gibt es diverse Colleges (2-jährig, 4-jährig). Das Hauptstudium an einer Universität dauert vier Jahre.

100 Briefe zurück nach Deutschland:

Das Erstaunen auf beiden Seiten war recht groß.

Die Schülerschaft in China wunderte sich am meisten über den für Ihre Verhältnisse relativ kurzen Schultag und die vielfältige kulturelle Zusammensetzung mancher Klassen in Deutschland.

Bei den Schülerinnen und Schülern der FOS und BFF gab es großes Staunen über Klassengrößen mit durchschnittlich 50 SuS und über den langen Schultag der chinesischen Jugendlichen: Schulbeginn 7:30 Uhr, Schulende 22:30 Uhr. Die SuS der Juizhong Senior Middle School sind sehr diszipliniert und zielstrebig. Trotz ihres harten Schulalltages bezeichnen die meisten ihre Jugend und ihr Schülerleben als glücklich.

Also ein Modell oder Vorbild für uns?

Die Unterrichtsform ist zumeist frontal und prüfungsorientiert. Auswendig Gelerntes steht dabei im Vordergrund: Stets geht es darum, sich für die „bessere“ Schule, die „richtige“ Universität und damit für den „lukrativsten“ Arbeitsplatz zu qualifizieren.

Und Pisa? Chinesische Schüler belegen besonders in naturwissenschaftlichen Fächern weltweit Spitzenplätze, in den Kategorien „Fantasie“ und „Kreativität“ oder „Sozialer Gradient“ rangieren sie dagegen am unteren Ende.

Sind 15 Stunden Büffeln täglich das Rezept? Nach meiner Meinung wohl kaum. Der Drill, für das Leben zu lernen, lässt kaum Raum, vom Leben zu lernen.

Den SuS der Klassen 11FOa1, 11FOa2, 11FOa6, 11FOa8, 12FOa6, 12FOa8 und 11BFF und den Kollegen Doris Gerke und Volker Rossbach danken wir herzlich für die höchst interessanten Einblicke in das Chinesische Bildungssystem.

(Petra Hilbert)

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