10BaL auf Klassenfahrt in Hamburg

Oh wie schön – eine Klassenfahrt nach Hamburg. Durch die Speicherstadt schlendern, Jollen auf der Außenalster beobachten, den Fischmarkt und ein Musical besuchen: Das ist attraktiv und klingt nach Urlaub und Erholung. Stattdessen aber standen der Besuch des Arbeitsgerichts, der Müllverbrennungsanlage, der Elbphilharmonie, des Speichermuseums und der Handelskammer an. Dazu gab es Vorträge über die wirtschaftliche Bedeutung des Seehafens und der Speicherstadt. Ein ganz schön anspruchsvolles und weit gefächertes Programm, das Lehrerin Juliane Müller-Zenz und Klassensprecherin Anna Lena Schmitt der 10BaL, zusammen mit dem auf Klassenfahrten spezialisierten Reiseveranstalter Herolé, für den Besuch der Hansestadt zusammengestellt hatten. Sie entsprachen damit dem Wunsch von 21 Schülerinnen und Schülern (SuS), vom 06. bis 11.04.2019, die geschichtliche und aktuelle Entwicklung einer Großstadtmetropole im Kontext der Lernfelder LF1 (Wirtschafts- und Arbeitsrecht) und LF12 (Wirtschaftspolitik) kennenzulernen.
Im Gerichtssaal des Arbeitsgerichts Hamburg konnten die SuS Güteverhandlungen beiwohnen; sie sind bei allen Zivilprozessen in erster Instanz vorgeschrieben, um eine Einigung der Parteien vor der mündlichen Verhandlung herbeizuführen.
Hamburgische Wirtschaftspolitik ist, welch eine Überraschung, wesentlich vom Betrieb des 830 Jahre alten Seehafens geprägt. Während einer Stadt- und Hafenrundfahrt referierte die Reisebegleiterin von Herolé über die Speicherstadt und den Hafen. Die Speicherstadt, errichtet zwischen 1883 und 1927, ist der weltgrößte historische Lagerkomplex und heute Teil des UNSECO Weltkulturerbes. Auf einer Nutzfläche von 630.000 qm werden unter anderem Museen sowie Gaststätten und Restaurants betrieben. Auch die 2016 fertig gestellte Elbphilharmonie befindet sich auf dem Areal. Bereits im ersten Jahr nach ihrer Eröffnung besuchten rund 850.000 Menschen die über 600 Konzerte. Die Besuchsliste der 10BaL sah außerdem das Hamburg Dungeon vor, eine interaktive Ausstellung, die die Stadt von ihrer dunklen historischen Seite zeigt: Das sind unter anderem die Pestepidemie, der großen Brand von 1842 oder die Willkür der Inquisition. Im Seehafen mit 320 Liegeplätzen und einer Fläche von heute rund 7400 ha, das entspricht etwa 7400 Fußballfeldern, werden jährlich circa 106 Mio. Tonnen Güter und 6 Mio. TEU (Twenty Foot Equivalent Unit) Container umgeschlagen. Hinter dem Güterumschlag rangieren industrielle Fertigung, Getreidemühlen, Kaffee- und Teeveredelung und mit zunehmendem Wachstum die Passagierschifffahrt. Rund 200 Betriebe mit etwa 40.000 Mitarbeitern sind im Hafen angesiedelt. Er ist damit Deutschlands größter und Europas drittgrößter Hafen. Durch die Erhöhung der Freimengen für Schiffswasser-, Öl- und Müllentsorgung bieten die Behörden Anreize, damit diese Stoffe nicht illegal im Meer versenkt werden.

Apropos Müllentsorgung: Beim Besuch der städtischen Müllverwertung Borsigstraße GmbH erfuhr die Klasse, dass rund 800.000 Tonnen Abfall pro Jahr getrennt und entsorgt werden, davon 320.000 Tonnen durch Verbrennung. Die so gewonnene Energie wird in Form von Dampf zur Fernwärmeversorgung der Hamburger Haushalte genutzt. Dank der aufwendigen Rauchgasreinigungstechnik ist es möglich, fast alle anfallenden Reststoffe zu verwerten und in den Stoffkreislauf zurückzuführen.
Von Klaus Harald Holocher, Professor für Seefahrt und Logistik an der Jade Hochschule, erfuhren die SuS viel über die Historie und Aufgaben der 1665 gegründeten Handelskammer, deren Sitz sich seit 1841 in der damals neu gegründeten Börse befindet. Die Handelskammer setzt sich vor allem für wirtschaftsfreundliche Standortbedingungen im Hamburger Wirtschaftsraum ein.
Bei diesem Programm blieb gar nicht so viel Raum für Freizeitaktivitäten. Dafür hat die Klasse einen lebendigen Eindruck gewonnen, welche Herausforderungen an Verwaltung und Verbände einer Metropole bestehen, um eine Infrastruktur zu bieten, in der sich komplexe Wirtschaftsbetriebe, das soziale Umfeld und kulturelles Leben entfalten können. Die SuS haben sicherlich viele Eindrücke und Informationen über Hamburg gespeichert, die im nächsten Block in den dann anstehenden Referaten präsentiert und reflektiert werden.
Mit den Programmpunkten in Hamburg wurden wesentliche Ziele der LF 1 und 12 eindrucksvoll veranschaulicht. Allen Organisatoren der Klassenfahrt gebührt ein großes Dankeschön.
(Petra Hilbert)