SDS verabschiedet sich von fünf Kolleginnen und Kollegen
Die Dienstbesprechung zum Ende des 2. Schulhalbjahres 2017/18 am 21.6.2018 war für Gerlinde Fecher, Ralica Nikolova, Gregor Bauer, Volker Henkel und Herbert Rosenthal zugleich die letzte Pflichtveranstaltung. Drei von Ihnen gehen in ihren wohlverdienten Ruhestand. Zwei verlassen uns, weil wir im nächsten Schuljahr keine InteA-Klassen mehr beschulen. Grund genug, Ihnen allen den Dank für viele Jahre pädagogischer Arbeit an der Schulze-Delitzsch-Schule auszusprechen.
Die Pausenhalle ist voll besetzt, als Schulleiter Rainer Strack mit seiner Laudatio beginnt. Er dankte zunächst Frau Nikolova und Herrn Bauer für ihren engagierten, kreativen und mit viel Empathie verbundenen Unterricht bei stark traumatisierten Flüchtlingen. „Sie haben unsere Schule bereichert“, lobte Strack und erinnerte hierbei rückblickend an die Situation von vor zwei Jahren, als kurzfristig drei InteA-Klassen errichtet und Lehrer/-innen hierfür eingestellt werden mussten. Sodann wandte er sich an die Pensionäre, würdigte ihr erfolgreiches pädagogisches Wirken, ihre Leistungen und Verdienste, bevor er ihnen für ein abwechslungsreiches und zufriedenes Pensionsdasein alles Gute wünschte. Reden und Dankesworte vom Personalrat, Schulformkonferenz- sowie Fachbereichskonferenzleiter/-innen und Kollegen/-innen folgten und viele Geschenke wurden überreicht.
Ralica Nikolova war 2 Jahre an der SDS. Sie hatte eine Vollzeitstelle und unterrichtete Deutsch als Zweit- und Fremdsprache in allen vier InteA-Klassen. „Die persönlichen Geschichten der einzelnen Schülerinnen und Schüler lagen mir sehr am Herzen. Auch wenn sie mich oft belastet und mitgenommen haben, bin ich an der Arbeit mit ihnen und den dazugehörigen Personen gewachsen“, erklärte Nikolava. In Zukunft wird sie als freiberuflich Tätige „Berufsbezogene Deutschkurse“ anbieten.
Gregor Bauerwar 2 Jahre an der SDS. Seit 1994 unterrichtet er in vielfältigen Rollen Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, in den vergangenen beiden Jahren in unseren InteA-Klassen. Davor war er als Deutschlehrer ehrenamtlich beim Freiwilligenzentrum Wiesbaden (2016) und bei der Wiesbadener Akademie für Integration (2015/16) tätig, unterrichtete beim BWHW Flüchtlinge, psychisch erkrankte Menschen und in der beruflichen Reintegration (2016). Von 1995-1998 war er Lehrer für Deutsch als Fremdsprache am Goethe-Institut in Prag und davor Fachassistent für Stilistik, Sprachgeschichte und Deutsch als Fremdsprache an der Karlsuniversität in Prag (1994-1996). Bauer begann seine Unterrichtskarriere 1994 als Deutschlehrer für Spätaussiedler.
Seit 1998 betätigt sich Gregor Bauer auch als Texter mit dem Schwerpunkt Unternehmenskommunikation und als Autor. Erscheinungen sind unter anderem „Das Rätsel von Hagalil“, „Der Weise und sein Schatten. Sinnstifter der klassischen und biblischen Antike“ und Veröffentlichungen in ‚Christen heute‘.
Das Ehrenamt hat es ihm besonders angetan, ebenso sein vorbildliches soziales Engagement für Schüler und Migranten in allen Lebensbereichen. Das Leitmotiv, nach dem er als Pädagoge stets handelte, lautet: „Wir sollten uns weniger von der Frage beherrschen lassen: Was wäre, wenn alle anderen Schülerinnen und Schüler dasselbe wollten? Stattdessen sollten wir an erster Stelle fragen: Was ist für diese Schülerin, für diesen Schüler in dieser Situation das Beste?”
Gerlinde Fecher war 28 Jahre an der SDS. Bis 2002 unterrichtete sie im Fachbereich Banken Wirtschaftslehre und EDV, danach im IT-Bereich insbesondere die Fächer Programmierung – ihre Leidenschaft – und Datenbanken. In der FOS kamen die Schwerpunkte Wirtschaftsinformatik und Wirtschaft und Verwaltung hinzu. Von 2003 – 2006 war sie in der Fachschule für Wirtschaft mit den Fächern Datenbanken und BWL eingesetzt. Weiterhin unterrichtete Fecher in der HH und der BFS zeitweise DV, Buchführung sowie Wirtschaftsrechnen. Ihr Einsatzspektrum wurde mit DV im Versicherungsbereich und der Industrie abgerundet.
Das Thema „DV“ spielte auch bei ihrem zusätzlichen Engagement eine wichtige Rolle: Neben der Lehrertätigkeit hatte sie LUSD administriert und die Zeugnisschreibung mit der LUSD ins Rollen gebracht, die Büchereidatenbank reorganisiert und gewartet sowie Excel-Schulungen für Kolleginnen und Kollegen gehalten. Außerdem leitete sie mehrere IHK-Prüfungsausschüsse.
Motiviert hatte Fecher stets der „Umgang mit jungen Menschen und die Möglichkeit, Hilfestellung zu leisten“. Sie hatte grundsätzlich Spaß am Unterrichten und handelte stets nach Ihrem Motto, dass „Lehren auch Lernen bedeutet.“
Gerlinde Fecher möchte ihren Ruhestand auch im Wortsinn ein wenig ausfüllen und ein bisschen ruhiger werden. Vor allem „plane ich, Reisen und Familie in den Vordergrund zu stellen, aber auch die Zeit für meinen Garten und die Kunst zu nutzen“, skizziert sie ihre aktuellen Pläne.
Herbert Rosenthal war 32 Jahre an der SDS. Er unterrichtete überwiegend im BGJ (bis 1995), Postfachklassen (bis 2001), Verwaltungsfachangestellte (bis 2007) und bis heute Bürokaufleute, Kaufleute für Büromanagement sowie Klassen der Höheren Handelsschule. Zudem war er Leiter der Fachbereichskonferenzen BGJ/Post, Büroberufe und Verwaltungsfachangestellte. Im Jahr 2000 übernahm Rosenthal die Administration und Weiterentwicklung unserer Schulhomepage. Dank seines Engagements gewann die SDS 2005 einen Preis für die „kreative und innovative Nutzung des Internets an beruflichen Schulen in Hessen“ mit der Begründung, dass die schulische Nutzung von Kommunikationsplattformen an der SDS mit Lotus Quickplace sehr innovativ und seiner Zeit voraus sei.
„Für meine Aktivitäten in der Schule war immer wichtig, einen sehr guten Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern aufzubauen“, so Rosenthal, der sich deshalb auch als Verbindungslehrer der Schule und der Stadt Wiesbaden engagierte. „Prägend für meine pädagogische Arbeit war auch mein außerschulisches Engagement im Hessischen Landesinstitut für Pädagogik für BLK-Modellversuche und im Medienzentrum des Landkreises Groß-Gerau“, dem er bis heute als stellvertretender Leiter angehört.
Im Ruhestand, verrät Rosenthal, möchte er seine Sprachkenntnisse in Französisch und Spanisch ausbauen und mehr Reisen mit dem Campingmobil und seiner Ehefrau durchzuführen. Für kommendes Jahr hat er sich vorgenommen zu studieren, voraussichtlich Philosophie, ohne das „Digitale“ zu vergessen.
Den ständigen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen wird Herbert Rosenthal sehr vermissen.
Volker Henkel war mit dem Fach Religion/Ethik in den letzten Jahren vor allem in der Fachoberschule, der Höhere Handelsschule und der Berufsschule eingesetzt.
„An einer kaufmännischen Berufsschule habe ich mich bewusst als Investitions- und Anlageberater für den nichtfinanziellen Bereich verstanden. Etwa so: Wo und wie kann ich in diesem Bereich investieren, damit ( mein ) Leben gelingt. Das ist übrigens die Grundfrage aller Religionen und Ethiken, die etwas taugen.“, so sieht Henkel seine Rolle als Schulpfarrer mit einem leichten Augenzwinkern, aber auch sehr ernst gemeint und fährt fort: „Von diesem Ansatz her ergeben sich viele spannende Fragen, Themen, Bildungsprozesse, in die man SuS hineinnehmen kann. Vor allem auch über anspruchsvolle Medien. (…) Wenn die SuS spüren und/oder erkennen, dass es dabei um sie geht, wenn dabei ein klein wenig ein Türchen geöffnet wird und so der Horizont erweitert wird – das ist schon was.“
Seine Freude am Lehrerberuf leitet er über ein Plakat Joseph Beuys‘ her, das auf schwarzem Hintergrund den Satz ‚Die Mysterien finden im Hauptbahnhof statt‘ trägt: „Recht hat er, der Joseph Beuys. Die Mysterien finden allerdings ebenso an der Tanke, bei Lidl und an unserer Schule statt. Bildung hat es ja immer eminent mit diesem vorrationalen und transrationalen Mysteriengeschehen zu tun, sprich: mit Wandlung und Verwandlung, Erweiterung und Reifen… Wenn hiervon im Unterricht sich etwas zeigt, hier und da und dort, und dann vielleicht auch noch im Lehrerzimmer und auf Gesamtkonferenzen – wie gesagt, das ist schon was, ich nenne es auch ‚Freude am Lehrerberuf‘“.
Vom aktiven Dienst in den aktiven Dienst, so könnte man Henkels Pläne für seinen Ruhestand zusammenfassen. Nach seiner Pensionierung möchte er weiterhin vieles tun, worin Arbeit und Neigung zusammentreffen: „Ich werde natürlich weiterhin Pfarrer der Evangelischen Kirche sein, dem Gottesdienst vorstehen und predigen, was ich leidenschaftlich gerne mache.“ Auch plant er, seine Praxis für Supervision, Coaching und Beratung weiterzuführen und fährt fort: „Ich werde lesen, Musik machen und Musik hören, viel Zeit mit meiner Frau verbringen, die erwachsenen Kinder heimsuchen – und so oft wie möglich in meiner zweiten Heimat, in Wien sein. Und dabei auch das weiter einüben, was man ein Leben lang üben sollte und was sich in Wien besonders gut üben lässt: „Sag beim Abschied leise Servus…“
(Petra Hilbert)