– Zeitzeugengespräch –
Demokratie aufzubauen und zu bewahren ist Maria von Paswelsz-Wolf wichtig. Als Kind in einer politisch aktiven Familien groß geworden, war ihr dies in die Wiege gelegt. Am 2. November 2022 war sie Gast in der 11FOa1 und berichtete dort als Zeitzeugin über ihr Leben. Die Schüler*innen hatten in der Stunde davor schon einige Passagen dazu aus ihrem Buch “Ich wollte mich nicht verbiegen” gelesen und waren gespannt, Frau von Pawelsz-Wolf, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Wiesbaden-Schierstein * Kamenez-Podolski, persönlich kennenzulernen. Zu diesem Gespräch kehrte sie in ihre schulische Heimat zurück. 30 Jahre war sie als Lehrerin in der SDS tätig, u. a. bei der schulischen Ausbildung von Versicherungskaufleuten. Nach der Wende und der Öffnung des Ostens wollte eine ihrer Versicherungsklassen die Menschen im Osten unterstützen – es herrschte dort große Armut. Es sollte eine persönliche Spendenaktion werden. Da die Schüler*innen wussten, dass Frau von Pawelsz-Wolf über unzählige Kontakte verfügte, baten sie ihre Lehrerin, diese dafür zu nutzen. Sie kontaktierte einen ihr bekannten Deutschlehrer in Kamenez-Podolski in der Ukraine und so wurden 1991 erste Pakete mit einem persönlichen Schreiben an ausgewählte Familien geschickt und bald darauf ein zweiter Transport organisiert. Frau von Pawelsz-Wolf wunderte sich, dass die ersten Spenden aus Deutschland zunächst gar nicht angenommen werden wollten. Sie fuhr daraufhin selbst in die Stadt Kamenez-Podolski, um sich ein eigenes Bild zu machen. Dabei wurde sie auf ein Mahnmal aufmerksam und erfuhr, dass 1941 von der SS ein schreckliches Massaker an der jüdischen Bevölkerung vollzogen wurde: In der Stadt mit ca. 40 000 Bewohnern lebten 80 % Juden, nach dem Massaker waren noch 500 übrig. Frau von Pawelsz-Wolf lag am Herzen, zu zeigen, dass “die Deutschen” heute anders sind. Es folgten unzählige weitere ehrenamtliche Transporte, wodurch bald eine wirkliche Freundschaft zwischen beiden Städten entstand. Zu ihrem Leben und zu aktuellen Ereignissen hatten die Schüler viele Fragen von “Gab es im Bunker essen?” bis zu “Was denken Sie über den Angriff Putins?” – diese Fragen sind nur eine Auswahl von vielen. Roter Faden bei vielen Antworten war, selbst Lösungen zu finden und selbst etwas zu tun, um Situationen zu verbessern und vor allem die Demokratie zu bewahren sowie den gesellschaftlichen Zusammenhang zu stärken. Dies vor allem durch den Blick auf das Wohl eines jeden und auch durch ehrenamtliche Arbeit. Das Feedback der Schüler*innen und die Selfie-Runde mit Frau von Pawelsz-Wolf zeigten deutlich, dass solche Gespräche sehr wichtig und von den Schüler*innen gewünscht sind. Unterricht im Fach “Leben” eben.
