Menschenrechte auf Wanderschaft

11HH2 besucht am 6.12.2016 Wanderausstellung „Mensch, Du hast Recht(e)“ mit Schirmherr Leon Balogun vom FSV Mainz 05

Aha, jetzt kann man also Menschenrechte schon in einer Ausstellung bewundern. Liegen die da in Vitrinen oder hängen an den Wänden? Oder sind Vitrinen und Wände gar leer? Bestimmt ‘ne Idee von irgendwelchen Performance-Künstlern.

Weit gefehlt! Da es mit der Performance von Menschenrechten leider allzu oft nicht besonders weit her ist, wurde diese Ausstellung 2013 von einem Team der Bildungsstätte Anne Frank entwickelt und als interaktives Lernlabor konzipiert, um seine Besucher aktiv für die Menschenrechte betreffende Themen zu sensibilisieren, darüber zu diskutieren und um Wissen über die Grundlagen von Men­schenrechten und deren Verletzungen zu vermitteln. Dabei greift das Team der Bildungsstätte All­tagssituationen aus der Lebenswelt Jugendlicher auf. Rassismus und Diskriminierung als ein Teil der Verletzung der Menschenrechte ist nichts, was sich allein in fernen Ländern abspielt. Verletzungen dieser grundlegenden Rechte sind auch Bestandteil unseres Alltags und leider kein Phänomen alleine von Minderheiten und rechter Gruppen.

Genau das konnten 16 Schülerinnen und Schüler am 6.12.2016 erarbeiten und erfahren, als sie mit Lehrerin Susanne Vögtler die Wanderausstellung “Das mobile Lernlabor –Mensch, Du hast Recht(e)!” im Lilien-Carré besuchten.

Die Wanderausstellung präsentiert drei Kernthemen, die links am Eingangsportal mit bestimmten Aussagen vorgestellt werden:

Die orangene Station „Mensch, Du bist gleichwertig!“ behandelt Diskriminierung im Alltag. Bei der grauen Station „Mensch, Du kannst sein wie Du bist und sein willst!“ geht es um „Normalität“: Was glauben Menschen, was eigentlich „normal“ ist? Und warum? Und stimmt das überhaupt? Die grüne Station „Mensch, Du kannst (mit-)bestimmen!“ nimmt sich schließlich des Themas „Demokratie“ an.

Auf der rechten Seite des Eingangsportals begann sodann für die 11HH2 der inhaltliche Einstieg in die Themen des Lernlabors mit folgenden Fragen: „In welcher Gesellschaft möchtest du leben? Was ist dir wichtig im Leben? “

Begriffe wie „Freiheit“, „Liebe“ oder „Schutz“ konnten die SuS in das Logbuch stempeln und dabei kennenlernen, dass höchst unterschiedliche individuelle Bedürfnisse bestehen, die in einer Demokra­tie durch Menschenrechte geschützt sind. Etwa durch die UN-Menschenrechtscharta von 1948, die aber völkerrechtlich unverbindlich ist, unser seit 1949 bestehendes Grundgesetz mit den Artikeln 1-19 oder durch die 1953 in Kraft getretene Europäische Menschenrechtskonvention. Das Eingangsportal ermöglicht dadurch, sich die Ausstellungsthemen sehr differenziert und individuell zu erschließen.

Die Ausstellung endete an dem symbolisch mit einem Vorhang „verschlossenen“ Ausgangsportal, das das Bild einer Nazi-Demonstration zeigt. Beim Durchschreiten des Portals zerstörten die SuS symbo­lisch diese demokratie- und menschenrechtsfeindliche Gruppierung.

Praktisch und authentisch wurde es, als die Schülerinnen und Schüler der 11HH2 mit Leon Balogun, Schirmherr der Ausstellung „Mensch, Du hast Recht(e)“ diskutieren konnten. Der 29-jährige Innen­verteidiger des FSV Mainz 05 aus Nigeria erläuterte der Klasse nicht nur fußballerische Fragen, son­dern gab vor allem Einblick über seine Erfahrungen und Sicht auf die Themen „Menschenrechte“, „Würde“ und „Kameradschaft“. Baloguns unmissverständlicher Standpunkt war, dass „niemand das Recht hat, einen andern zu beschimpfen oder gewalttätig zu werden“ und erklärte, dass „Konflikte in der Mannschaft besprochen werden und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird.“ In Ausnahmesi­tuationen fände er stets Kraft und Stärke bei seiner Familie, bei Freunden und bei Musik! Er schloss die Diskussion mit den Worten „Ich schere nie alle über einen Kamm, es gibt nur eine Rasse und das ist der Mensch!“

Der Besuch der Ausstellung hat die Klasse 11HH2 nachdenklicher aber auch aufmerksamer gemacht. In wie vielen Facetten Menschenrechte bestehen, wie oft und subtil oder gar offen sie missachtet werden, war sicher ein Erkenntnisgewinn wie auch die gewonnene Einschätzung, dass nur eine rechtsstaatlich begründete Demokratie unsere höchstpersönlichen Menschenrechte garantiert und schützt.

Hoffen wir alle, dass die Menschenrechte auf ihrer Wanderschaft möglichst weit kommen und sich gleichzeitig nicht von uns entfernen.

Susanne Vögtler sei herzlich gedankt für die Organisation des Besuches dieser weitreichenden, perspektivischen und fundamentalen Ausstellung. In Wiesbaden haben wir alle die Chance, bis zum 20.12.2016 „Mensch, Du hast Recht(e)!“ zu besuchen.

Die Ausstellung wird koordiniert und organisiert vom Amt für Soziale Arbeit, Abteilung Jugendarbeit, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wir in Wiesbaden“.

(Petra Hilbert)

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