Gegen Hetze, Hass und Häme.

Geschlechtervielfalt als Kernthema beim zweiten hessischen SOR-Landestreffen

Wir leben doch schon lange mit Ihnen gemeinsam, kennen sie aus der Nachbarschaft oder dem Ver­ein, treffen uns im Supermarkt um die Ecke, auf einem Konzert. Wir reden miteinander über viele Dinge als Mitschüler, als Arbeitskollegen, als Bekannte oder Freunde. Jeder von uns entfaltet seine Persönlichkeit, hat seine Meinungen und besondere Vorlieben für zum Beispiel Mode oder Musik. Und jeder von uns entwickelt eben auch seine sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität. Höchst individuell und völlig normal.

Die Normalität der Geschlechtervielfalt, das gleichberechtigte Nebeneinander von Heterosexuellen und Homosexuellen, Bisexuellen, trans- sowie intersexuellen Menschen in allen Lebensbereichen sollte mit der Reform der Lehrpläne an den hessischen Schulen unterstrichen und unterstützt wer­den. Gleichberechtigung für alle eben. Ohne Ausnahme. Auch bei der Ehe. Genau das aber rief und ruft populistische Hetzer auf den Plan, die diese Menschen mit Hassreden zu stigmatisieren versuchen. „Bekennende Gemeinschaften“ fürchten den widergöttlichen Verfall des christlichen Eheverständnisses. Andere Religionen begegnen ihnen bestenfalls mit Häme, meist mit unnachgiebiger Repression. Und es gibt solche, die – ganz staatstragend – den grundgesetzlichen Schutz von Ehe und Familie verletzt sehen und daher die Gesetzgebung vor dem BVerfG angreifen wollen – sich aber um den Schutz der Persönlichkeitsrechte oder das Diskriminierungsverbot nicht scheren.

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (SOR) steht für das permanente Identifizieren, Aufklä­ren und Erheben gegen Diskriminierung und Gewalt, gleich welcher Couleur. Aus diesem Grund stand beim zweiten hessischen SOR-Landestreffen, am 15. September in Frankfurt, das Thema der Ge­schlechtervielfalt unter dem Motto „Come As You Are“ im Mittelpunkt bei den rund 300 Teilnehmern aus Schulen, Politik und Stadt. Die Schulze-Delitzsch-Schule war mit sieben Schülern aus der InteA1 und InteA3 sowie mit Susanne Vögtler und Johannes Fey im Anne-Lang-Haus vertreten.

Nach der Eröffnung durch Oliver Fassing, Leiter der Landesvertretung, und einem komödiantem Intro von Malte Anders, der sexuelle Orientierungen über den Ansatz der Homologieforschung erklärte, wurde zunächst im Plenum Begriffsklärung betrieben: Wer oder was ist asexuell, bi, cis, hetero, les­bisch, queer, schwul oder trans? Was ist Geschlecht, Gender und Disire? Diese Erläuterungen waren erforderlich, um eine sachliche Arbeitsgrundlage für die von dem Projekt „SCHLAU Frankfurt“ moderierten Workshops herzustellen. Die Moderatorinnen und Moderatoren mit ihren unterschiedlichsten Ausrichtungen konnten den Workshopteilnehmern sehr gut die Perspektive von „Betroffenen“ und Ihren Erfahrungen mit Diskriminierung im beruflichen und privaten Alltag vermitteln und Klischees, Vorurteile, Aversionen und Ängste abbauen. Es ging bei der Gruppenarbeit nicht um „Ergebnisse“, es ging um Bewusstseinsänderung, Mind-Setting, Selbstreflexion. Die Teilnehmer aus unserer Schule befanden jedenfalls, dass sie sehr viele Denkanstöße mitgenommen und in vielen Punkten ihre Ansichten geändert haben. Letztlich geht es darum, zu akzeptieren, dass niemand wegen seiner Persönlichkeitsrechte und sexuellen Ausrichtung zur Rechtfertigung zu nötigen ist oder gar Diskriminierung dafür zu ertragen hat. Es geht darum, mit Respekt und Anstand miteinander umzugehen, nicht mit Hetze, Hass und Häme.

Hierfür hat dieser SOR-Landeskongress einen wichtigen Beitrag geleistet. Susanne Vögtler und Johannes Fey danken wir für Ihre Initiative.

(Petra Hilbert)

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