Diplomverleihung durch Staatssekretär Dr. Manuel Lösel
Diplomfeier
Alle Schülerinnen und Schüler (SuS) der InteA (Integration durch Anschluss und Abschluss)-Klassen an Berufsschulen legen zum Abschluss der Intensivphase Prüfungen über den Erwerb ihrer Sprachkompetenzen ab. In Hessen nahmen dieses Jahr insgesamt 3.338 SuS an den Diplomprüfungen teil. Die Prüflinge des Wiesbadener Berufsschulzentrums erhielten am 19.06.2018 von Staatssekretär Dr. Manuel Lösel (Hessisches Kultusministerium) im Rahmen einer kleinen Feier das Deutsche Sprachdiplom „DSD I Pro“, darunter 30 SuS unserer Schule.
Was ist DSD I Pro?
Simone Breitsch, Abteilungsleiterin und zuständig für Interkulturelles Lernen an der SDS, erklärte, „dass das DSD I Pro eine Sonderform des DSD (Deutsches Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz) ist. Während das DSD seit 1974 existiert und Menschen nicht deutscher Herkunft Sprachkompetenzen in den Fertigkeitsbereichen Hörverstehen, Leseverstehen, mündliche und schriftliche Kommunikation in der deutschen Sprache bescheinigt, gibt es das DSD I Pro erst seit letztem Jahr. Es prüft die oben genannten Kompetenzen speziell für allgemeines berufliches Deutsch und wurde eingerichtet für Schülerinnen und Schüler beruflicher Schulen aller Fachrichtungen.“ Von den 30 InteA-SuS der SDS bekamen 21 SuS die Niveaustufe B1 und fünf SuS die Niveaustufe A2 bescheinigt. Die verbleibenden vier Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten Teilzertifikate, da sie nicht in allen Kompetenzbereichen das jeweilige Niveau komplett erreicht hatten. Schulleiter Rainer Strack sagte an die SuS gewandt: „Ich bin begeistert, welche Fortschritte Sie im Rahmen der Sprachstudien gemacht haben. Das zeigt mir, wie viel Fleiß, Engagement und Freude Sie beim Erlernen der Sprache entwickelt haben.”
Rückblick: Intensivförderung der deutschen Sprache in den InteA-Klassen
Vor zwei Jahren kamen sie an die SDS. Darunter Flüchtlinge aus Afghanistan, Äthiopien, Eritrea, Gambia, Iran, Irak, Jemen, Somalia und Syrien, aber auch EU Bürger aus Bulgarien, Kroatien und Portugal. Allen war eins gemeinsam: Niemand sprach Deutsch.
So lagen zwei Jahre intensive Arbeit vor Ihnen: Grundlagen der deutschen Sprache erlernen, berufliche Fachsprachen erwerben und deutsche Kultur und Wertvorstellungen verstehen. Mit viel Herzblut und sehr engagiert unterrichteten vor allem Gregor Bauer, Ralica Nikolova, Anke Weingardt und Pia Drieschmanns „unsere“ InteA’s. Die Ergebnisse sind beeindruckend. Begeistert sagte Milad Faisal Haidari aus Afghanistan: „Nach zwei Jahren kann ich Deutsch reden, das ist alles für mich, ich muss mich bei ihnen bedanken!“ Aber es war kein einseitiges Unterfangen. Auch die Schulgemeinde profitierte, denn„umgekehrt haben wir insbesondere durch die Projekte, die von den InteA-SuS gestaltet wurden, viel über ihre jeweiligen Heimatländer erfahren. Und das ist wichtig, denn nur wer den anderen kennt, von ihm weiß, kann ihn verstehen“, so Strack.
Lob und Anerkennung
Tiefste Dankbarkeit und große Wertschätzung sind beim Lesen des InteA-Erinnerungsbuches spürbar, das Gregor Bauer in mühevoller Kleinarbeit zusammengestellt hat. Mohamad Alla Eddin Oudeh (Syrien) findet, „ die Schulze-Delitzsch-Schule ist hervorragend; ich habe viel gelernt und viele Freunde gefunden und die Lehrerinnen und Lehrer – es war für uns wie eine schöne Familie.“ Während Sayed Farzad Ibrahimi (Afghanistan) auch die Damen des Sekretariats lobt, dankt Akthar Rahimi (Afghanistan) „aus tiefstem Herzen“ und für Merna Dawoody (Irak) war „InteA eine tolle Erfahrung. Ich habe da viel gelernt und neue Kulturen und Menschen kennengelernt. Und jede Person hatte eine Geschichte. InteA wird mir immer in Erinnerung bleiben.“ Gerührt ist auch Kollegin Ralica Nikolova: „Es ist kaum möglich in Worte zu fassen, wie dankbar ich für die zu schnell vergangenen zwei Jahren bin! Ich habe unglaublich viel von euch gelernt, und diese Bereicherung möchte ich mein Leben lang wahren. Die Zeit mit euch war unbezahlbar, die Erlebnisse, Erfahrungen, Emotionen, der Austausch von unschätzbarer Bedeutung für mich.“
Ausblick: Schulische Bildung oder Ausbildungsplatz?
Genau das sind die zwei Alternativen, die sich an DSD I Pro anschließen. Anke Weingardt meinte, „InteA-SuS müssen lernen ihre Talente zu finden. In den Heimatländern der SuS fragt keiner danach. Dort geht es nach dem, was die Familie macht und was Ansehen bringt. Lebenslanges Lernen ist für sie neu. Dieses Neue ist für manche SuS ein Problem, andere sehen es als Chance“. Und Gregor Bauer macht seinen Schützlingen Mut: „Arbeit gibt es genug. Im Handwerk und in der Pflege braucht man euch dringend. Ihr habt wie wild Deutsch gelernt, damit ihr so schnell wie möglich arbeiten könnt. Ihr habt euch beworben, Praktika gemacht.“ Da die deutsche Sprache Grundvoraussetzung für den Berufseintritt ist, haben sich die Syrer Helez Ali und Ayham Bakir erstmals dazu entschlossen, die Niveaustufe C1 zu erreichen. Adham Bakir (Syrien) möchte seinen Hauptschulabschluss, Kasem Alabed (Syrien) seinen Realabschluss, Nazira Kohestani (Afghanistan) nach ihrem Realschulabschluss an der Fachoberschule ihr Abitur machen. So wie sie, streben auch Leen Katarangi (Syrien) und Hussein Mohammed Alfil (Jemen) nach dem Abitur ein Studium an. Andere sind auf der Suche nach Ausbildungsplätzen. Rahele Akrami (Afghanistan) möchte Friseurin oder Altenpflegerin werden, Milad Faisal Haidari (Afghanistan) und Milad Eilea (Syrien) Mechatroniker, Amir Mohammad Mousaei (Afghanistan) Restaurantfachmann und Klaudija Tasic (Kroatien) Bankkauffrau.
Wir wünschen allen Absolventinnen und Absolventen viel Erfolg und Glück bei der weiteren sprachlichen und beruflichen Integration.
(Petra Hilbert)